Erwartungen an Kinder und junge Hunde

Erwartungen an Menschenkinder vs Erwartungen an Welpen/Junghunde

Der Mensch hat ungefähr 1 Milliarde Neuronen in seinem Gehirn, während der Hund ungefähr 500 Millionen hat. Wir Hundetrainer könnten uns täglich darüber aufregen was Menschen für unsinnige Erwartungen an ihre Hunde stellen, aber lest und macht euch selber ein Bild.

1.) Sauberkeit/Stubenreinheit
- ein Kleinkind braucht ca 2 bis 3 Jahre bis es sauber ist und verlässlich keine Windel mehr braucht. So lange macht es den Eltern nichts aus mehrmals täglich die Windel zu wechseln.
- von einem 8 Wochen alten Welpen, der grade frisch von Mutter und Geschwistern weg ist, wird erwartet dass er innerhalb von 2 Wochen stubenrein wird, sonst muss er weg und wird direkt weiter gegeben.

2.) Zahnung
- wenn ein Baby zahnt, dann weint es viel. Klar, das tut auch weh wenn die kleinen spitzen Zähnchen durch das Zahnfleisch brechen. Eltern tun in dieser Situation alles um ihren Kindern zu helfen, von eisgekühlten Beißringen bis hin zu Schmerzmitteln für Säuglinge.
- Junghunde zahnen zwischen dem 4ten und 7ten Lebensmonat, sie schreien/weinen war nicht, aber ihr Zahnfleisch tut ebenfalls weh und sie kauen an allen möglichen Gegenständen (manchmal auch an Möbeln) um das zu lindern. Aber anstatt sie zu unterstützen, bekommen sie Ärger von ihren Menschen und müssen mit der Situation alleine klar kommen. 

3.) Bewegung/Förderung
- Menschenkinder werden ermutigt Dinge auszuprobieren, sie sollen verschiedene Sportarten ausprobieren, sich kreativ ausleben und viel spielen damit sie sich gut entwickeln.
- Welpen und junge Hunde sollen am liebsten den ganzen Tag artig in der Ecke liegen, sich nicht bewegen, nicht bellen, nicht spielen und ihre verrückten 5 Minuten dürfen sie auch nicht haben, nur wenn der Mensch da grade Bock drauf hat. Nicht falsch verstehen, Ruhe ist wichtig, gar keine Frage, aber nicht nur. Auch ein Hundegehirn braucht verschiedene Stimulationen und Reize um sich optimal zu entwickeln.

4.) Schule/Ausbildung
- Kinder gehen erst in den Kindergarten, dann in die Grundschule und danach in die weiterführende Schule. Manche machen Abitur, einige gehen studieren und wieder andere beginnen eine Lehre. Alles in allem sind sie zwischen 19 und 27 Jahren „fertig“ mit ihrer Grundausbildung, bevor sie richtig in den Job starten.
- wenn Hunde in die Hundeschule gehen, dann erwarten leider viele Menschen dass der Hund nach 6 bis 12 Wochen alles gelernt hat, was er fürs Leben braucht. Nicht umsonst gibt es Welpenstunden, Junghundekurse und normale Erziehungsstunden. Man sollte schon 2 Jahre in die Erziehung seines Hundes investieren, dann ist er zum größten Teil „fertig“ und wenn dann doch mal Probleme entstehen, dann kann man gerne noch einen weiteren Kurs in der Hundeschule seines Vertrauens besuchen um das Gelernte aufzufrischen.

5.) schlechte Tage
- Kinder können krank werden, sie können Probleme haben und es geht ihnen seelisch nicht gut. Dann nimmt man sie in den Arm, tröstet sie und lässt sie aus der Schule. Das gleiche gilt für Erwachsene, denkt mal ehrlich darüber nach wie viele Krankentage ihr letztes Jahr hattet, an denen ihr nicht auf der Arbeit gewesen seid.
- von Hunden erwartet man jeden Tag eine perfekte Leistung, dabei fühlen sie sich auch manchmal unwohl oder haben Bauchschmerzen oder ähnliches. Nur können sie uns das mit Worten leider nicht sagen. Ein bisschen Verständnis wenn euer Hund einen schlechten Tag hat, kann eurer Beziehung nicht schaden

6.) Entlohnung
- Das Taschengeld von Kindern wird dem Alter entsprechend angepasst, ein Azubi im ersten Lehrjahr verdient logischerweise weniger als einer im dritten Lehrjahr und ein Mitarbeiter der seit 20 Jahren in der Firma arbeitet, bekommt in der Regel mehr Gehalt als jemand der frisch von der Uni kommt und keinerlei Praxiserfahrung hat. Das ist normal. 
- Von Hunden fordert man jedes Jahr mehr Leistung und viele Besitzer oder Hundeführer sind der Meinung man muss seinen Hund dafür nicht belohnen. Keine Strafe ist Lob genug. Leute in welchem Jahrhundert leben wir denn? Ihr brecht euch keinen Zacken aus der Krone wenn ihr nach einer tollen Leistung mal mit eurem Hund spielt, ihm einen Keks gebt, oder er abends mal etwas Besonderes wie ein Rinderohr bekommt.

Diesen Text habe ich auf Englisch gesehen und mit meinen eigenen Gedanken dazu etwas umgeschrieben, aber es sind wahre Worte. Geht mal in euch und denkt über diese Worte nach, vielleicht haben einige von euch dann etwas mehr Geduld mit ihren Hunden…